Die steilen, 100 Meter hohen Kreidefelsen an der Küste von Flamborough gelten als Sommerquartier für eine international wichtige Seevogelkolonie. Hier brüten 60.500 Paare Lummen, 45.500 Paare Dreizehenmöwen, 20.000 Paare Tordalken, 13.500 Paare Basstölpel und mehrere Tausend Papageientaucher. Der schiere Anblick einer Vielzahl an Seevögeln, die in der Luft vor der Kulisse der weißen Felsen umeinanderkreisen, ist unvergesslich.
Den Brutvorgang zu beobachten, ist nicht einfach, wenn man auf dem Gipfel der Steilküste sitzt. Dafür braucht man ein Teleskop, mit dem man die schattigen Spalten und Ritzen im Felsen im Auge behalten kann, vor allem wenn man Papageientaucher und Tordalken erblicken möchte.
… ist unerreicht hinsichtlich seiner extrem hohen Auflösung, die weitaus mehr Details als andere Teleskope offenbart.
GELEGENHEIT VERPASST
Es ist kein Geheimnis, dass Flamborough rundherum jede Menge Überraschungen anlockt, und Bempton bildet keine Ausnahme. Im Oktober 2016 war auf den Klippensträuchern ein ostasiatischer Kronenlaubsänger gesichtet worden. Am Tag darauf hasteten Hunderte Vogelbeobachter, die gekommen waren, um den Kronenlaubsänger zu sehen, plötzlich die Klippen hinauf. Warum? Weil ein Schwarzbrauenalbatros südlich der Küste kreiste. Die Möglichkeit, zwei derart besondere Vögel aus zwei vollkommen verschiedenen Teilen der Erde gleichzeitig zu beobachten, konnten sich die Vogelliebhaber nicht entgehen lassen.
Ich wusste bereits früh, dass der Albatros auf dem Weg nach Flamborough war. Dennoch steckte ich zu diesem Zeitpunkt leider in einem überfüllten Pendlerzug nach London fest. Hilflos, so fühlte ich mich. Ich rief alle möglichen Freunde an, um ihnen Bescheid zu geben, dass ein Albatros auf dem Weg zu ihnen sei. Ich freute mich für sie, war jedoch selbst sehr enttäuscht.
WAS FÜR EINE GELEGENHEIT: EIN SCHWARZBRAUENALBATROS, GESICHTET IM ENGLISCHEN BEMPTON!
Es war der 2. Juli 2020. Ich arbeitete im Homeoffice, als ich die Nachricht erhielt: Ein Schwarzbrauenalbatros sei nördlich von Bempton. Ich schnappte mir mein Fernglas, mein Teleskop und das neue 115-mm-Objektmodul, und war innerhalb von zehn Minuten auf der Aussichtsplattform auf der Felsenklippe. Und auf einmal sah ich ihn, den Albatros, auf dem Felsen inmitten von etwa 30 Tölpeln, die gerade nicht brüteten – ein Tumult wie aufs Stichwort!
Der Vogel war etwa 250 Meter entfernt. Ich musste es riskieren, den Platz zu wechseln, um ihn aus einem besseren Winkel zu sehen. Ich spurtete zur Felsspitze und begegnete plötzlich sechs Basstölpeln. Ich wollte schon weitergehen, als mir auffiel, dass ich eigentlich sieben Paar Füße sah. In der Menge verbarg sich ein Vogel mit riesigen und hellgrauen Füßen. Zwei Basstölpel erhoben sich in die Luft, und plötzlich stand ich Auge in Auge mit einem ausgewachsenen Schwarzbrauenalbatros.
Ich spüre noch immer den Adrenalinkick, als es mir gelang, diesen einzigartigen Moment einzufangen. Eine Erinnerung fürs Leben. Sie motoviert mich, selbst früh morgens bei schlechtestem Wetter aufzustehen, um Vögel zu beobachten.
Über den Autor Craig Thomas:
Craig Thomas ist Naturschützer und Vogelbeobachter aus Großbritannien. Er ist Vorsitzender des Flamborough Bird Observatory an der Küste von Yorkshire in England, wo er sich gemeinsam mit den Anwohnern und Besuchern für die Artenvielfalt von Flamborough einsetzt. In der Natur könne er „Energie tanken“, so Thomas. Um Vögel zu beobachten, verlässt er sich meist auf sein ATX 65 mm Teleskop. „Ich liebe dieses Teleskop, denn sein modularer Aufbau sorgt für großartige Flexibilität. Das 65-mm-Objektivmodul passt bequem ins Reisegepäck, während ich bei Meeresbeobachtungen in meiner Heimat gerne auf das 115-mm-Objektivmodul zurückgreife.