EINES DER ENTSCHEIDENDSTEN MERKMALE EINER FERNOPTIK IST DIE ABBILDUNGSQUALITÄT. JE HÖHER DIESE IST, DESTO NATURGETREUER WIRD DIE WELT WAHRGENOMMEN. FRANZ ERLER UND DANIEL ROTTER VON SWAROVSKI OPTIK SETZEN VIELES IN BEWEGUNG, DAMIT EINE FERNOPTIK DEN HÖCHSTEN STANDARDS ENTSPRICHT, UND VERRATEN NEBENBEI, WIE SIE SELBST DIE ABBILDUNGSQUALITÄT VON FERNGLAS UND TELESKOP TESTEN KÖNNEN:
Zugegeben, als Urgestein bezeichnet zu werden, mag etwas übertrieben klingen. Doch wenn jemand tatsächlich diese Bezeichnung verdient, dann ist das Franz Erler. Seit 1979 ist er bei SWAROVSKI OPTIK tätig – heute leitet er die Qualitätssicherung und gibt nun sein profundes Wissen an seinen Nachfolger Daniel Rotter weiter. Die beiden Tiroler und ihr Team tragen entscheidend dazu bei, dass jedes fernoptische Produkt aus der Fertigung in Absam den allerhöchsten Standards entspricht. Sie kennen Ferngläser, Teleskope und Co von der Pike auf und wissen, was erwartet wird und erfüllt werden muss.
Abbildungsqualität
GEBANNT VOM AUGENBLICK
Die Abbildungsqualität trennt das ausgereifte Premium- vom gewöhnlichen Massenprodukt. Sie setzt sich aus einer hohen Farbtreue, minimalsten Farbsäumen und einem gestochen scharfen Bild bis zum Rand zusammen.
„Unsere Philosophie ist es, ein möglichst exaktes, natürliches Bild der Szenerie zu erzeugen – nur eben vergrößert“, erläutert Franz Erler. Was im Digitalen – Stichwort: Virtual-Reality-Brille – so gerne mit dem Modewort „immersiv“ bezeichnet wird, also dem kompletten Eintauchen in die dargestellte Welt, ist im Bereich der Fernoptik schon immer ein Thema. „Der Beobachter soll das Gefühl der Verbundenheit mit dem Augenblick und der Natur vermittelt bekommen“, betont Daniel Rotter.
JEDE INVESTIERTE STUNDE IST SICHTBAR
Damit das erreicht wird, ist ein „ausgewogenes
Optikgesamtpaket“ nötig, wie Erler es formuliert.
Für ihn beginnt dies schon beim ausgeklügelten
Optikdesign, geht weiter zur Fertigungstechnik mit
Toleranzen in einer Größenordnung von 1/10
einer Haaresbreite und weiter bis zur laufenden
Kontrolle bei der Montage. „Das Allerwichtigste
ist, dass alle Bereiche und Techniken ineinandergreifen.
Da ist es sehr hilfreich, dass alle benötigten
Technologien an unserem Standort in Tirol
vorhanden sind“, sagt Erler. „Wir nehmen uns außerdem
die nötige Zeit, um das perfekte Produkt
auf den Markt zu bringen. Dadurch sind unsere
größten Meisterwerke, wie etwa die EL Ferngläser,
möglich geworden.“
Bevor ein Produkt von SWAROVSKI
OPTIK ausgeliefert
wird, muss es noch die Qualitätssicherung
durchlaufen. Dort unterzieht es das Team einem
aufwändigen Check. Zum Einsatz kommen visuelle
Tests – vergleichbar mit dem Testbild, das
Fernsehzuschauern der 1990er-Jahre sicher noch
bekannt ist –, bei denen die geschulten Augen
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „erstaunlich
viel erkennen“, so Erler. Für hochpräzise Messungen
wird die Optik mit Laserlicht vermessen.
Der große Aufwand, der betrieben wird, um das Optimum zu erreichen, ist jedoch kein Selbstzweck. Eine hohe Abbildungsqualität ermöglicht nicht nur ein Innehalten in einem schönen Augenblick, sondern hat auch ganz praktische Gründe für den Benutzer.
Farbtreue
MIT DEM BLICK EINES BIRDERS
Bei der Vogelbeobachtung zum Beispiel ist sie entscheidend für das korrekte Bestimmen von Vogelarten, die sich häufig nur in Nuancen ihrer Farbe, Form oder Größe unterscheiden. Besonders die natürliche Darstellung von Farben, also die Farbtreue, ist für Birder ungemein wichtig.
TECHNIK IST MENSCHLICH
„Um höchste Abbildungsqualität zu liefern, benötigt
man auch die höchste Qualität in den Einzelbauteilen,
angefangen bei den Linsen über Prismen
bis hin zu den mechanischen Kleinteilen“, sagt
Daniel Rotter. Ein Beispiel dafür sind wiederum die
EL Ferngläser, die das optische Gesamtpaket vereinen,
von dem Franz Erler eingangs gesprochen
hat. Mit Field Flattener Linsen, die das Bild ebnen,
Vergütungen, die unter anderem die Farbwiedergabe
optimieren, und einem HD-Optiksystem
mit
fluoridhaltigen Linsen, das Farbsäume minimiert
und gleichzeitig Auflösung und Kontrast erhöht.
Wurde also bezüglich der Abbildungsqualität
schon längst das Ende der Entwicklung, die absolute
Perfektion, erreicht? „Wir kommen dem Ideal
schon sehr nahe“, stellt Franz Erler fest, „aber ein
bisschen was geht immer noch.“ Daniel Rotter verweist
auf die neuesten Technologietrends: Neue
Glassorten, bessere Schmiermittel und Hilfsstoffe,
aber auch der Einsatz von Magnesium im Gehäusebau
sowie neue Oberflächenvergütungen und
die immer präzisere Fertigung haben in den vergangenen
Jahren die Fernoptik revolutioniert. Die
derzeit spannendste Entwicklung sind für ihn die
sogenannten „asphärischen Linsen“, die bereits in
den Smartphone-Kameras Verwendung finden.
Beide sind sich einig, dass aber vor allem die Menschen hinter den Produkten entscheidend sind. „Der Spirit des Projektteams, das beste Gerät der Welt bauen zu wollen, ist ein enormer Faktor“, betont Erler, „oder anders gesagt: Eine Technologie wird nur so gut wie die Menschen, die sie produzieren.“