Was bringt einen Menschen dazu, in den entlegensten Gebieten der Welt sich auf die gefährliche Jagd von Wildschafen zu begeben? Lance Kronberger weiß von der Schönheit aber auch von den Herausforderungen des Jagens in Alaska eindrucksvoll zu berichten.
Staunend besuchte ich als 23-jähriger Jagdführer meine erste Convention der “Foundation for North American Wild Sheep”.
Gerade hatte ich das erste Jahr als Elch- und Maultierhirschjagd-Führer absolviert und wollte unbedingt sehen, was die Jagdbranche sonst noch so zu bieten hatte. Obwohl es sich um eine Schafjagdtagung handelte, waren dort auch viele andere Jagdaussteller – und um ganz ehrlich zu sein, verstand ich nicht ganz, was das Besondere an einer Schafjagd sein sollte.
25 Jahre sind seither vergangen und die Jagd auf Wildschafe hat mich an Orte auf der ganzen Welt geführt, meine Karriere, meine Familie und meinen Lebensstil beeinflusst.
Wilde Schafe bewohnen einige der entlegensten Gegenden der Welt. Sie müssen harten Winterbedingungen trotzen und überaus scharfe Sinne haben, um Raubtieren zu entkommen. Wildschafe zu jagen ist überall auf der Welt gewissermaßen die Champions League der Jagd.
Warum? Liegt es an der Abgeschiedenheit, in der diese Schafe leben? Oder an den physischen Herausforderungen für den Jäger, die das Bergsteigen mit sich bringt? Liegt es an der majestätischen Erscheinung der Widder in ihren Rudeln? Vielleicht liegt es auch an der Ehrfurcht vor der Wucht und Kraft, mit der sie sich in ihren Hierarchiekämpfen das Haupt stoßen? Oder vielleicht an der Faszination über die Masse und Länge ihrer Schnecken, den gedrehten Hörnern? In Wahrheit treffen wahrscheinlich all diese genannten Gründe zu.
Die Schafjagd erfordert besondere Fähigkeiten des Jägers und noch größere Fähigkeiten als Führer. Bei den Herausforderungen wird nicht nur die körperliche Fitness des Jägers auf die Probe gestellt, sondern auch seine mentale Belastbarkeit. Den steilen Hängen und dem felsigen Gelände ist es nämlich einerlei, wer Sie sind, oder wie viel Geld Sie haben. Das Wetter kann unberechenbar und unversöhnlich sein, und die Wildschafe, die wir verfolgen,
haben unglaubliche Sinne. Ihr Sehvermögen entspricht dem eines 8-fachen Fernglases, sie können Bewegungen auf große Entfernungen eräugen, ihr Windfang (Nase) kann alles Ungewöhnliche wittern, und sie sind immer auf der Hut. Die Widder ziehen in Rudeln, was die Pirsch noch schwieriger macht, da es immer mehrere gibt, die sichern. Wenn sie auch nur annähernd Gefahr wittern, flüchten sie ein paar hundert Meter oder wechseln aus und verlassen das Revier. Die Überwindung all dieser Anstrengungen ist der Grund, warum der Erfolg so süß ist. Das schafft nicht jeder, und es passiert auch nicht jeden Tag.
Als junger Mann wusste ich, dass ich Jagdführer in der Champions League sein wollte, und dass es Wildschafe sein mussten, auf die ich mich spezialisierte. Also lernte ich alles über diese Tiere und deren Jagd und nahm an jeder mir sich bietenden Schafjagd teil. Ich hätte sogar umsonst gearbeitet, nur damit ich auf Schafjagd gehen kann. Ich besuchte weiterhin die North American Wild Sheep Convention und bat die Ausrüster, mir die Möglichkeit zu geben, für sie zu führen. Es war mir egal, was ich tun musste oder wo es war – ich wollte einfach nur so viel Erfahrung wie möglich sammeln. Etwa zu dieser Zeit wurde mir auch klar, dass mich der "Schafjagdvirus" voll erwischt hatte.
Es dauerte nicht lange, und ich war als Führer in Idaho, Nevada, Arizona, Utah, Montana, Mexiko und Alaska tätig. Meine Art der Schafjagd war nichts für Zimperliche und es wurde offensichtlich, dass ich meine Fähigkeiten am besten in den rauen Berge Alaskas entfalten konnte. Ich wollte dorthin gehen, wo einige der größten Dall-Schafe lebten, und sie in einem der schwierigsten Gebiete jagen, die Gott je geschaffen hat.
„Das ATX 115 ist großartig. Ein bahnbrechendes Teleskop. Selbst bei schwachem Licht liefert es bei 70x Vergrößerung ein unglaublich klares Bild. Mit der 30x Vergrößerung ist das Sehfeld groß genug, um weitläufige Gebiete abzuglasen. Auch auf Entfernungen, in denen man mit dem Fernglas leicht etwas übersehen könnte.“
Im Jahr 2003 gründete ich mein Guide-Service in Alaska, nach unserer Heirat 2004 zogen meine Frau Nikki und ich fix hier her. Unser Unternehmen ist auf Dall-Schafjagden im extremen Alpin-Stil spezialisiert.
Die Chugach Mountains sind der perfekte Rahmen für meine Art der Jagd. Durch die extrem harten und schwierigen Bedingungen konnten wir uns aber eine Nische in der an sich hart umkämpften Jagdguide-Branche erobern. Die küstennahen Chugach Mountains Alaskas sind nämlich in Bezug auf Wetter, Logistik und körperlicher Voraussetzungen äußerst anspruchsvoll. Doch gerade die mentalen Herausforderungen Jagd für Jagd, Tag für Tag haben meine Führungsfähigkeiten herausgefordert und weiterentwickelt.
Diese Fähigkeiten wurden hart auf die Probe gestellt, als meine Frau beschloss, sich selbst ein Bild über die Schafjagd zu machen. Sie hatte natürlich mitbekommen, welche Bande zwischen den Menschen auf diesen Jagden geknüpft wurden, und ihr gefiel die Idee der Herausforderung. Sie hatte aber keine Ahnung von den körperlichen und mentalen Schwierigkeiten, die sich ihr in den Weg stellen würden.
Wir begaben uns auf einen einstündigen Flug in eines der entlegensten Gebiete Alaskas. Mit dem Verschwinden des Flugzeugs in der Ferne begann unsere Mission. Nach einer Tageswanderung, um ins Revier der Schafe zu gelangen, folgte ein weiterer Tag mit Bergsteigen. Wir mussten uns in Geduld und Ausdauer üben und die Schafe mit ihren scharfen Sinnen überlisten, um – als die Zeit reif war – eines mit nur einem einzigen Schuss zu erlegen. Unsere Freude war überbordend, aber das Abenteuer und die Arbeit waren noch lange nicht vorbei.
Während einer Fotosession versuchte ein Grizzly mit uns leichte Beute zu machen. Wir flüchteten bei Sonnenaufgang zurück zum Zelt – und das alles mit einem erlegten Widder auf dem Rücken, im tiefsten Grizzly-Land. Nach einem achtstündigen Erholungsschlaf folgte ein weiterer, etwa 20 Kilometer langer Fußmarsch zurück zum Flugplatz – mit dem Widder sowie unsere gesamte Jagd- und Expeditionsausrüstung als Gepäck. Es wurde sehr wenig geredet, da wir uns beide nur durch den Schmerz kämpften. Als meine Frau auf dem Flugplatz ihre Stiefel auszog, stellte sie fest, dass sie sich die ganze Haut von ihren beiden Fersen gescheuert hatte. Nun hatte sie ihre eigene Geschichte! Nikki erlebte ein gewaltiges Gefühl der Erfüllung, gefolgt von körperlichen Schmerzen und Erleichterung, dass alles vorbei war. Es war aber auch ein Gefühl der Befriedigung, ihre Familie mit Schaffleisch zu versorgen.
Ein paar Jahre sind inzwischen vergangen, und jetzt braucht meine Frau nur noch eins der vier nordamerikanischen Schafe, um ihren Grand Slam zu vollenden. Eine Leistung, die weniger als hundert Frauen jemals vollbracht haben. Bei all diesen Schafjagdgeschichten, die bei uns zu Hause, im Geschäft und bei Freunden erzählt werden, ist es nur logisch, dass auch unser vierzehnjähriger Sohn leidenschaftlich versucht, sein erstes Schaf zu erlegen. Er nahm an zwei verschiedenen Schafjagden teil, beide ohne Erfolg. Die Enttäuschung, mit leeren Händen nach Hause zu kommen, kann manche Jäger erdrücken. Der Jäger, der die Schwierigkeit der Mission versteht, hat auch den brennenden Wunsch, den Nervenkitzel des Erfolgs zu spüren. So nimmt dieser zu Anfang beschriebene “Schafjagdvirus” seinen Lauf.
FREELANCE OUTDOOR ADVENTURES
Lance Kronberger
Das von Lance Kronberger gegründete Jagdguide-Unternehmen hat sich äußerst erfolgreich der herausfordernden und schwierigen Bergjagd verschrieben, die sie mit großem Enthusiasmus und Wissen begleiten.
www.freelanceoutdooradventures.com