DIE URKRAFT DER ELEMENTE SPÜREN.
Bei der Gebirgsjagd mit Rucksack und Zelt erlebt man die Naturgewalten noch – und zwar hautnah. Regen, Schnee und Hagel warf der Himmel dem Spanier Pedro Ampuero und seinen Jagdbegleitern entgegen, als sie Ende August eine Woche auf Rentier-jagd in Norwegen unterwegs waren. Für den leiden-schaftlichen Jäger macht genau das den Reiz aus: die Wildheit unberührter Natur am eigenen Leib zu erfahren.
DURCHHALTEVERMÖGEN GEFRAGT.
Pedro und seine beiden Begleiter Frede-rik und Lewis erklimmen sechs Tage lang atemberaubende Berglandschaften, ohne nur ein einziges Rentier zu sehen. Von einem gut gelegenen Aussichtspunkt glasen die drei Männer ein weites, tiefes Tal akribisch ab – ohne Erfolg. Es ist schwer zu glauben, dass es hier keine Rentiere gibt. „Es könnte dieses Jahr für diesen Ort noch zu früh sein“, meint der Norweger Frederik. Laut ihm hätten sie Mitte September während der Brunft größere Chancen.
GEDULD IST GEFRAGT.
Das Schicksal scheint dem Jagd-trupp nicht wohlgesonnen. Weit und breit keine Spur von Rentieren. Und morgen bricht schon der letzte Tag an. Wer-den die Jagdfreunde mit leeren Händen nach Hause kommen?
NUR NOCH EINE CHANCE.
Mittlerweile ist es Mitternacht. Erschöpft schlagen die drei Männer ihr Lager auf. Morgen ist die letzte Gelegenheit zu ei-nem möglichen Jagderfolg. Viel zu früh läutet der Wecker. Der Blick aus dem Zelt ist allerdings wenig vielversprechend: Dichter Nebel hat sich während der Nacht breitgemacht.
EIN HOFFNUNGSSCHIMMER.
Gleich als sich die Sicht verbessert, beginnen die drei Jäger die weite Landschaft abzuglasen. Kaum zu glauben! Endlich haben sie eine Bullenherde erspäht. Doch diese entfernt sich blitzartig. Ein anderer Jäger hat auf eines der Tiere geschossen. Verzweifelt beschließen Pedro, Frederik und Lewis, die Tiere zu verfolgen.
Kurze Zeit später liegen die Jäger erschöpft und nach Atem ringend am Boden. Enttäuscht denken sie über das Pech nach, das sie in den letzten Tagen hatten. Es ist Lewis, der den Trupp von der Schwermut befreit. Er deutet in Richtung Horizont.
ENDLICH!
Eine Herde von Rentieren bewegt sich schnell auf die Jäger zu. Unter ihnen ein majestätischer Bulle. Die Männer pressen sich eng an den Boden und warten. Der Puls steigt, die Atmung wird flacher. Adrenalin schießt ins Blut. „600 Meter, 520, 440, 370, 290, 250“ – Frederik nennt die Distanz, während Pedro den Bullen mit dem Zielfernrohr anspricht und bestätigt. Er drückt ab. Das Geschoss dringt direkt hinter der Schulter ein. Unglaublich! Es ist vollbracht.
GESCHAFFT!
SUCCESS!
Die Freude über den Jagderfolg in letzter Minute ist riesengroß! Nach einer Woche in den Bergen bei schlechten Witterungsverhältnissen und keinem Ren weit und breit können die drei Jäger ihr Glück kaum fassen. Gerecht wird das Fleisch aufgeteilt. Laut GPS ist die Gruppe 12 Kilometer vom Auto entfernt. Mit dem schwer auf ihren Rücken lastenden Gepäck liegen mindestens sechs bis sieben Stunden Fußmarsch vor ihnen.
Um Mitternacht erreichen sie völlig erschöpft ihr Fahrzeug – seit 17 Stunden sind sie auf den Beinen. Die Rucksäcke werden gewogen. Fast 63 Kilogramm hatte jeder von ihnen am Rücken getragen. Eine anstrengende Woche voll Entbehrungen geht zu Ende. Was bleibt, sind die Erinnerungen an ein beeindruckendes Erlebnis, auf das die Männer wahrscheinlich gerade wegen der zahlreichen Strapazen voller Stolz zurückblicken werden. Die Reise hat sich mehr als gelohnt.
JAGEN & RECHT IN NORWEGEN
WAS SIE BEACHTEN MÜSSEN
Damit der Rentierbestand nicht größer wird, als es das vorhandene Weideland zulässt, dürfen jährlich zwischen 4.000 und 5.000 Wildrentiere erlegt werden. Die Jagdsaison dauert von 20. August bis Ende September.
Vor der Jagd müssen Sie in das norwegische Jägerregister eingetragen werden und die Jagdlizenzgebühr bezahlen. Für Großwildjagden ist ein Schießtest erforderlich, es sei denn, Sie können die gleichwertige Jagd in Ihrem Heimatland dokumentieren. Vergessen Sie nicht auf Ihr gültiges Jagddokument.
Zur Einfuhr Ihrer Waffe benötigen Sie den Europäischen Feuerwaffenpass. Zudem müssen Sie glaubhaft machen können, warum Sie mit einer Schusswaffe einreisen wollen.
FÜR WEITERFÜHRENDE HINWEISE GEHEN SIE AUF:
www.brreg.no/citizen/hunting-in-norway
Zur Person
Pedro Ampuero
Pedro Ampuero ist mit Leib und Seele Jäger. Seine Jagdabenteuer führen ihn in die entlegensten Gebiete der Erde. Seine Heimat, das Baskenland in Spanien, trägt er dabei immer im Herzen. Aufgewachsen zwischen Schafen, Jagdgewehren, Hunden und Jagdbüchern war er schon mit fünf Jahren zum ersten Mal mit seinem Vater auf der Pirsch. Das Jagen gehört bei den Ampueros einfach zum Familienleben dazu. Am meisten genießt Pedro das Gefühl der Freiheit in der Wildnis. Er liebt die Herausforderung, sich den Elementen zu stellen. In den Bergen findet er sein wahres Selbst.
Wenn Sie wissen möchten, wieso bei der besagten Norwegen-Expedition auch das Wasser knapp wurde, besuchen sie Pedros englischen Blog:
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