Von Alpen-Schneehuhn über Gabelbock bis hin zum Weißwedelhirsch: Zahlreiche Wildarten prägen die Naturlandschaften unserer Erde. Wir laden Sie ein auf einen kleinen Ausflug in die faszinierende Wildnis Europas und Nordamerikas und stellen Ihnen 10 jagdbare Wildtierarten näher vor. Jeden Monat rücken wir ein Tier besonders ins Rampenlicht. Also Bühne frei…
Januar: Mitteleuropa
Das Wildschwein
Schwarzwild gehört zu den wehrhaftesten Schalenwildarten Europas. In europäischen Geschichten und Sagen taucht das Wildschwein immer wieder als Sinnbild für Wehrhaftigkeit, Stärke und Tapferkeit auf. Wenn eine Gruppe von Wildschweinen, auch Rotte genannt, im Boden bricht, verursacht sie starke Schäden, vor allem für die Landwirtschaft. Hinzu kommt, dass das intelligente Schwarzwild extrem anpassungsfähig ist und sehr hohe Reproduktionsraten aufweist. Daher nimmt der Jagddruck auf Wildschweine in vielen Teilen Europas weiter zu. Um den Abschussplan erfüllen zu können, gewinnt die Wärmebildtechnologie zunehmend an Bedeutung.
Februar: Alpenraum
Das Alpenschneehuhn (Lagopus muta)
Das Alpenschneehuhn (Lagopus muta) ist ein Relikt aus der Eiszeit. Die Urahnen dieser Raufußvögel wanderten während der Großen Eiszeit aus der Arktis bis in den Alpenraum. Im Winter lässt sich das Schneehuhn oft für mehrere Tage einschneien. In diesem „Iglu“ sinken die Temperaturen nie unter den Gefrierpunkt, selbst wenn draußen zweistellige Minusgrade herrschen.
Allerdings machen die steigenden Temperaturen gepaart mit geringeren Schneemengen dem Alpenschneehuhn sehr zu schaffen, besonders, wenn das weiße Federkleid nicht rechtzeitig in den braunen „Sommermodus“ wechselt. Dann wird es zur leichten Beute für Greifvögel.
April: Nordamerika
Das Truthuhn (Meleagris gallopavo)
Truthühner gibt es schon seit etwa 10 Millionen Jahren. Sie kommen nur in Nord- und Mittelamerika wildlebend vor. In Nordamerika leben fünf Unterarten:
Östliches Truthuhn (Meleagris gallopavo silvestris)
Florida Truthuhn (M. g. osceola)
Rio Grande Truthuhn (M. g. intermedia)
Merriams Truthuhn (M. g. merriami)
Goulds Truthuhn (M. g. mexicana)
Die einzige Unterart, die nur in Mittelamerika vorkommt, ist das Südmexikanische Truthuhn (M. g. gallopavo).
Trotz ihres korpulent wirkenden Körpers können Truthühner bis zu 40 km/h schnell rennen und erreichen im Flug sogar Geschwindigkeiten von knapp 90 km/h.
Mai: Österreich
Das Birkhuhn (Lyrurus tetrix)
Der kleinere Vetter des Auerhuhns, das Birkhuhn, ist in Mitteleuropa in offener, strukturreicher Landschaft zu finden. Aufgrund diverser Eingriffe in seine Lebensräume bzw. wegen häufigerer Störungen durch Freizeitaktivitäten der Bevölkerung ist es immer seltener zu finden.
Der Bruterfolg nach der beeindruckenden, lautstarken Balz hängt von der Witterung im Juni und Juli ab. Das Birkhuhn ernährt sich vorwiegend pflanzlich, doch die Küken brauchen in den ersten Wochen tierisches Protein, um schnell zu wachsen. Ist es zu diesem Zeitpunkt noch zu kühl oder liegt noch Schnee, bekommen die Küken die notwendige Nahrung nicht und können erfrieren.
Juli: Mitteleuropa
Das Reh
Wenn die Rehböcke im Frühjahr ihr Geweih zur Einstandsmarkierung verfegen, wählen sie dafür am liebsten jene Baumart aus, die in ihrem Revier am seltensten vorkommt. Nach dem Beschlagen der Ricke im Juli/August folgt eine – dank Keimruhe – recht lange Tragzeit von rund 300 Tagen.
Wenn die Rehgeißen ihre Kitze dann im Mai/Juni in bewirtschaftete Felder setzen, stellt das die Landwirt:innen vor große Herausforderungen bei der Mahd. In vielen Ländern werden von der Jägerschaft daher ehrenamtlich Rehkitzrettungen durchgeführt.
Hier zeigen wir, wie die drohnenunterstützte Rehkitzrettung in der Schweiz abläuft.
August: Nordamerika
Der Gabelbock
Der Gabelbock wird wegen seines Aussehens oft auch Gabelbockantilope genannt, obwohl es sich nicht um eine Antilope handelt. Verwandt sind Gabelböcke eher mit Giraffen und Okapis; tatsächlich sind Gabelböcke die letzten Vertreter der Gattung der Gabelhorntiere (Antilocapridae).
Nach dem Gepard ist der Gabelbock das schnellste Landsäugetier der Erde und kann bis zu 95 km/h schnell rennen. Gabelböcke können diese Geschwindigkeit auf Strecken bis über fünf Kilometer durchhalten. Diese beeindruckenden Lauffertigkeiten haben sie entwickelt, als sie noch mit den nun ausgestorbenen Amerikanischen Geparden in Nordamerika um die Wette rennen mussten.
September: Nordamerika
Das Wapiti
Der Name „Wapiti“ stammt aus der Sprache der Shawnee-Indianer und bedeutet so viel wie „weißes Hinterteil“. In Nordamerika werden Wapitis fast ausschließlich als „Elk“ bezeichnet. In Mitteleuropa ist die Hirschart unter dem Namen Wapiti bekannt. Um die Verwirrung perfekt zu machen: Spricht eine Person aus Großbritannien vom „elk“, redet sie nicht vom Wapiti, sondern vom Elch, der in Nordamerika als „moose“ bezeichnet wird. Alles klar, oder?
North America: Elk = Wapiti
Great Britain: Elk = Moose
Europa: Wapiti
Eine spannende Geschichte zur Wapiti-Jagd in Neuseeland erzählt Jäger und TV-Produzent Willie Duley.
Oktober: Nordamerika und Finnland
Der Weißwedelhirsch
Der Weißwedelhirsch zählt zu den beliebtesten jagdbaren Wildarten in Nordamerika. Seit 1934 ist die Wildart auch in Europa, im skandinavischen Finnland, heimisch. Wie kam es dazu?
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stand das Hochwild in Finnland kurz vor der Ausrottung. Ein Mitglied des Finnischen Jagdverbandes ließ schließlich auf seinem eigenen Grund in Pirkanmaa einige Weißwedelhirsche aus Amerika ansiedeln. Heute leben über 80.000 Tiere im südwestlichen Drittel Finnlands. Die Jagd auf Weißwedelhirsche in Skandinavien findet vor allem in Form von langsamen Drückjagden statt.
Mehr zur Weißwedelhirschjagd in Finnland erzählt Ingmar Jaatinen in diesem Artikel.
November: Mitteleuropa
Das Europäische Mufflon
Mufflons sind die kleinsten Vertreter der Wildschafe und gleichzeitig die einzige Wildschafart, die in Europa vorkommt. Ursprünglich stammen Mufflons aus den zentralasiatischen Gebirgsregionen. Die ersten Exemplare wurden wahrscheinlich durch den Menschen auf die Mittelmeerinseln Korsika und Sardinien gebracht.
Heute sind Mufflons auch in Mitteleuropa verbreitet. Im Gegensatz zu den ziegenartigen Gämsen oder Steinböcken sind Mufflons keine ausgesprochen guten Kletterer. Dafür überspringen sie fast mühelos drei Meter aus dem Stand.
Einen köstlichen Rezeptvorschlag für das Wildbret des Europäischen Mufflons haben wir übrigens hier.
Dezember: Alpenraum
Die Gams
Die Gams zählt im Alpenraum, vor allem in Tirol, zu den wichtigsten jagdbaren Wildarten. Auf der Flucht vor Feinden verlassen sich Gämse auf ihre außerordentlichen Kletterkünste. Möglich wird das durch den einzigartigen Schalenaufbau, mit einem harten Außenrand und elastischen Ballen in der Mitte. Während der Brunft finden spektakuläre Hetzjagden über das steile Gelände statt.
Gibt es zu wenige reife Böcke im Bestand, finden diese Hetzjagden oft im Übermaß statt und enden für so manchen Gamsbock tödlich. Nicht zuletzt deshalb ist bei dieser Wildart eine ausgewogene Altersstruktur innerhalb des Bestands besonders wichtig.
Tipps für die besonderen Herausforderungen in der Bergjagd gibt Jäger Thomas Hofer in diesem Artikel.