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DAS SANTUÁRIO DO CARAÇA IST EIN NAHEZU MYSTISCHER ORT

Ein Refugium der Artenvielfalt

Lesezeit: 10 min.

Das Santuário do Caraça

ist ein nahezu mystischer Ort mit breitgefächerter Artenvielfalt inmitten des Gebirges Serra do Caraça im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Der mystische Klosterort Santuário do Caraça in Brasilien verdient das Prädikat “besonderer Kraftplatz”. Die Artenvielfalt ist hier schlicht ergreifend.

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Untertags ein Eldorado für Vogelbeobachter, zeigt sich mit Einbruch der Dunkelheit ein Spektakel ganz anderer Art: der Einzug der Wölfe. Ein Mähnenwolf nach dem anderen schreitet wachsam und höchst misstrauisch die Stufen zur Kirche hoch. In Windeseile machen sie sich über die Essensabfälle her, zurück bleibt das staunende Publikum.

Das Santuário do Caraça im privaten Naturschutzpark Caraça scheint ein Insel inmitten einer Insel zu sein. Eine Oase der Stille in der Mata Atlântica, dem Atlantischen Regenwald, die stolz an jene glanzvollen Zeiten erinnert, als die Kirche und das Priesterseminar 1708 erbaut wurden. In ihrem Inneren zeugt die Kathedrale von den Reichtümern der vergangenen Goldgräberzeit in Minas Gerais. Geografisch bettet sich das Kloster sanft in die mystische Wald- und Berglandschaft ein, die verschiedene größere und kleinere Könige der Lüfte ihr Zuhause nennen: Gnateater (Conopophagidae)Antshrike (Thamnophilidae)Woodcreeper (Dendrocolaptinae)Spinetail (Furnariidae)Visorbearer (Trochilinae Augastes) sowie Thornbird (Furnariidae).

Die Vogel- und Säugetierwelt macht jedoch nur einen Teil des Reizes dieses Ortes aus. Einen ganz eigenen Charme versprüht das historische Gemäuer des Santuário. Dieser entlegene Winkel Brasiliens ist nur über eine einzige Bergstraße sowie ein Netzwerk an Trampelpfaden erreichbar. Ein einfaches Zimmer im Priesterseminar dient als Unterkunft. Gediegener geht es beim Abendessen in einem historischen Saal zu und auch beim Frühstück in einem der Kellergewölbe, wo der Duft von frischem Holzofenbrot und Käse schon von Weitem lockt. Und so verwundert es nicht, dass auch Jahre später die Gäste sich noch an den herrlichen Geruch der Speisen und das schwere Holz der alten Tische erinnern.

„Schon wenn man das Priesterseminar von der Straße aus sieht, wie es sich perfekt an die bewaldeten Berghänge schmiegt, spürt man die inspirierende Kraft, die von diesem Ort ausgeht“, schwärmt Mark Andrews, ehemaliger Touristenführer und Naturexperte, der das Santuário do Caraça zu einem seiner Lieblingsorte erkoren hat. „Die gotische Terrasse, auf die das dünne Licht sanfte Schatten wirft, wirkt wie ein Ort der Ruhe, der auf den Abend jedes Tages nur wartet. Die herrlich einfachen, ab und an knarrenden Zimmer mit ihren Holzvertäfelungen, diese Friedlichkeit und Stille, fast nur durchbrochen vom Glockengeläut am Abend und dem Vogelgezwitscher am Morgen – all diese Erinnerungen schenken mir ein Lächeln.“

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EINE SELTENE VOGELART ZU SEHEN IST SICHERLICH NICHT ALLTÄGLICH

Eine seltene Vogelart zu sehen ist sicher nicht alltäglich. Aber es ist etwas ganz Besonderes, wenn einen die Person, die diese Spezies zum ersten Mal beschrieben hat, zu ihr führt.

„Wie eine Maus huscht er über die Felsen“, beschreibt Dr. Marcelo Vasconcelos (MSc PHD) den Rock Tapaculo (Scytalopus petrophilus), einen scheuen, dunkelgrauen Vogel, dessen Ruf ein wenig wie eine Quietschente klingt. „Caraça ist wohl der beste Ort in Brasilien, um zwei Vogelarten auf einem Fleck zu sehen, deren Verbreitungsgebiet stark begrenzt ist: den Serra Antwren (Formicivora serrana) und den Rock Tapaculo.“

In seinem augenscheinlich zu großen Outfit mit Camouflage-T-Shirt und kurzen Hosen sprüht Marcelo Vasconcelos nur so vor Begeisterung für Vögel und die übrige Tierwelt. Man könnte fast meinen, er vergäße vor lauter Enthusiasmus sogar aufs Essen. Hockend inspiziert er genauestens die Wurzeln eines Strauches, die sich am felsigen Abhang entlangschlängeln. Der Naturliebhaber ist nicht nur Umweltberater, sondern auch Vogelkurator des naturwissenschaftlichen Museums in Belo Horizonte. Zum Glück für alle Natur- und Tierfreunde fungiert er aber auch als Reiseführer für Naturgeschichte im Gebiet rund um das Santuário do Caraça.

„Gleich ist es so weit“, lässt Vasconcelos die Spannung steigen. Und tatsächlich: Nur Sekunden später flitzt der graue Vogel ins Buschwerk auf der anderen Seite der Felsplatte und ziept dabei im Schutze des Unterholzes sanft vor sich hin.

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„Dank ihrer vielfältigen Vogelwelt ist die Gegend um das Santuário do Caraça ein einzigartiger Ort für Vogelbeobachter“, so der Experte. „Hier gibt es auf einem Fleck die typischen Arten des Mata-Atlântica-Regenwaldes wie auch die Vögel der sogenannten ‚campos rupestres‘, einer Ökoregion des Espinhaço-Gebirges. Man findet praktisch die Vogelarten zweier verschiedener Vegetationszonen an einem Ort!“

Zu den interessantesten Spezies zählen klingende Namen wie Hyacinth Visorbearer (Augastes scutatus), ein prächtiger Hochgebirgskolibri mit einer grellvioletten Brust und einer türkisfarbenen Kehle, der Itatiaia Spinetail (Asthenes moreirae) mit seinen unkoordinierten Schwanzfedern, der Gray-backed Tachuri (Polystictus superciliaris), dessen Brust die Leuchtkraft der untergehenden Sonne hat, sowie die dickschnäbelige, grün-gelb-graue Pale- throated Pampa Finch (Embernagra longicauda).

DANK IHRER VIELFÄLTIGEN VOGELWELT IST DIE GEGEND UM DAS SANTUÁRIO DO CARAÇA EIN EINZIGARTIGER ORT FÜR VOGELBEOBACHTER

Eben dieser Reichtum, den die Natur hier bietet, lockte bereits während des brasilianischen Goldrausches im 18. Jahrhundert Menschen in die Wälder von Minas Gerais. Paradoxerweise ist es genau jener natürliche Überfluss, der die Tiere dieses einzigartigen Naturparadieses heute in Gefahr bringt. Laut Marcelo Vasconcelos treiben umliegende eisen- und goldfördernde Bergbaugesellschaften die Zerstörung und Fragmentierung des Lebensraums voran und stellen die größte Bedrohung für Vögel und Säugetiere dar. Genau diese Entwicklung hat die Gegend um das Santuário do Caraça zu einer „Insel“ der Artenvielfalt gemacht. Jeder Besuch dieser außergewöhnlichen Oase hat daher einen bitteren Beigeschmack, obgleich Bergbau und Abholzung meilenweit entfernt zu sein scheinen.

„Die Herausforderungen, denen die Natur und Artenvielfalt Brasiliens heute gegenüberstehen, zeigen sich nahezu allerorts auf der Welt“, so Mark Andrews. Er hat auf der Suche nach den rätselhaftesten Vögeln und imposantesten Säugetieren bereits das ganze Land durchkreuzt und ist überzeugt: „Eingriffe des Menschen, Habitattrennung, Rodung, Überweidung, Umweltverschmutzung, Bergbau, Brände, Klimawandel: Als Heimat für so viele endemische Arten ist Minas Gerais und insbesondere die Mata Atlântica einem empfindlichen Gleichgewicht unterworfen. Jegliche Veränderung kann drastische Folgen für ohnehin schon isolierte und stark bedrohte Arten nach sich ziehen. Natürlich gibt es beim Natur- und Artenschutz immer Luft nach oben, doch zusätzlich zu den intensiven Bemühungen der Lokalbevölkerung braucht es auch den entsprechenden politischen Willen.“

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Dem stimmt auch Marcelo Vasconcelos zu. Der Experte betont, dass Vogelbeobachter mit ihrem Besuch im Santuário do Caraça und in anderen gefährdeten Gebieten Brasiliens wirklich etwas bewegen können: „Um die vorherrschenden wirtschaftlichen Interessen einzudämmen, die unsere Artenvielfalt bedrohen, muss sich der Artenschutz selber in genauso eine ökonomische Kraft verwandeln.“ Der Naturschützer weiß um die Chancen und Herausforderungen des Ökotourismus in Brasilien. „Vogelbeobachtung und andere Arten des Ökotourismus haben im Vergleich zu anderen neotropischen Ländern wie Costa Rica erst später ihren Weg nach Brasilien gefunden. Nichtsdestotrotz bin ich zuversichtlich, dass wir viel lernen und uns in den nächsten Jahrzehnten zu einem Hotspot für Vogelbeobachtungen entwickeln können.“

MINAS GERAIS HAT VOGELBEOBACHTERN VIEL ZU BIETEN, GENAUSO WIE NATURLIEBHABERN UND FORSCHERN.

Der frühe Morgen ist im Priesterseminar Santuário do Caraça genauso heiß ersehnt wie der abendliche Auftritt der Mähnenwölfe. Das Frühstück im historischen Ambiente erweist sich als wahres Festmahl für die Besucher, die nach und nach die endlosen Gänge entlangschreiten, vorbei an der Kathedrale, der Bibliothek und an religiösen Ikonen. Draußen lichtet sich langsam die unterste Schicht der dicken Nebeldecke und allmählich wird der Blick auf einige Bergspitzen und die Kapelle auf dem Hügel weiter oben frei.

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Auch auf der Rückreise kreuzen zahlreiche farbenfrohe Vögel den Weg der abreisenden Besucher. In Minas Gerais kann man aber noch viel mehr entdecken. Im Zuge des Wirtschaftsbooms vor einigen Jahrhunderten entstanden opulente Kolonialstädte wie Ouro Preto und andere, die nun ebenfalls zu UNESCO-Weltkulturerbestätten erhoben wurden. Heute ist dem Bundesstaat nur durchschnittliches Wirtschaftswachstum beschieden, der Besucher kann aber viele Naturwunder bestaunen. Blickt man nach Westen, beeindruckt der Canastra-Nationalpark mit seinen üppigen Graslandschaften. Gen Osten erstrecken sich weitere Naturschutzgebiete und Gebiete regenwaldähnlichem Tieflands, die wie Inseln aus der Landschaft ragen. „Minas Gerais hat Vogelbeobachtern viel zu bieten, genauso wie Naturliebhabern und Forschern“, so Mark Andrews. „Man begegnet einer unglaublichen Bandbreite an verschiedenen Tier- und Pflanzenarten und fährt mit unendlich vielen Eindrücken nachhause. Außergewöhnliche Primaten, eindrucksvolle Säuger wie der Flachlandtapir (Tapirus terrestris), der Große Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla) und der Mähnenwolf (Chrysocyon brachyurus) sowie einige der seltensten, am wenigsten verbreiteten Vögel prägen sich im Gedächtnis ein.“

Das Beste an Minas Gerais ist, dass sich die Natur ganz leicht entdecken lässt. Internationale sowie lokale Reisebüros und Touranbieter stehen dem Besucher mit Rat und Tat zur Seite. Abenteuerlustige mieten sich einfach ein Auto und erkunden die Gegend auf eigene Faust. So oder so: Reisende werden immer von der Einmaligkeit des Essens, der Herzlichkeit der Menschen, der Gastfreundschaft in den Pousadas (einfachen Unterkünften auf dem Land), der atemberaubenden Architektur eines vergangenen Zeitalters und der fantastischen Möglichkeit, Natur und Tiere zu beobachten, überwältigt sein.

„Minas Gerais weist insgesamt eine beachtliche Naturschutzbilanz mit einigen streng geschützten Reservaten auf, die sich teils in öffentlicher, teils in privater Hand befinden“, meint Andrews, und er zeigt sich hoffnungsfroh: „Die Tatsache, dass Brasiliens Naturwunder für Besucher wie mich und meine Gruppen zugänglich sind, zeugt von einer bewundernswerten Absicht.“

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Möchten Sie einen atemberaubenden #mywildlife Augenblick erleben? Dann sehen Sie sich die Fütterung der Mähnenwölfe im Santuário do Caraça durch die Augen eines passionierten Naturbeobachters an.

Haben Sie vor, das Santuário do Caraça bald selbst zu besuchen? Dann finden Sie hier ein paar Reisetipps für Brasilien und eine kleine Übersicht an Dingen, die Sie auf jeden Fall in Ihren Koffer packen sollten. Boa viagem!