Es gab für mich nur ein Ziel: wilde Bären in ihrem natürlichen Lebensraum zu fotografieren.
So reiste ich also Mitte Juni 2021 nach Slowenien. Über 60 Prozent der Landesfläche ist mit Wald bedeckt. Dies bietet den ca. 700 freilebenden Braunbären einen idealen Lebensraum. Durch die spärliche Besiedlung sind diese Wälder perfekt geeignet, um Meister Petz zu fotografieren.
Ich hatte fünf Tage Zeit, um einen Bären vor die Linse zu bekommen. Meistens ging es am frühen Nachmittag in den Ansitz und dann begann das Warten. Man muss absolut leise sein. Bären sehen zwar nicht so gut wie wir Menschen, aber dafür riechen und hören sie umso besser.
Deshalb war der Ansitz so gebaut, dass die Luft über an den Bäumen befestigte Abluftrohre in ca. fünf Meter Höhe abgeleitet wurde. So konnten mich die Tiere nicht riechen.
An den ersten zwei Tagen hatte ich keinen Erfolg.
Das war frustrierend. Auch wenn die Populationsgröße stattlich erscheint, sind Bären immer noch wildlebende Tiere.
Am dritten Tag war ich aber guter Dinge, dass es heute endlich gelingen würde. Ich ging also zu meinem Ansitzplatz in den Wald. Auf dem Weg musste ich immer aufpassen, um keinem Bären zu begegnen. Am besten macht man sich akustisch bemerkbar, damit die Tiere wissen, dass ein Mensch in der Nähe ist. Bären jeglicher Größe würden einen Menschen nur angreifen, wenn sie sich belagert oder bedrängt fühlen.
Am Ansitz angekommen
baute ich mein Kameraequipment auf und wartete.
Zwei Stunden muss ich noch Geduld haben, doch dann ist es endlich so weit: Ein Bär steht vor mir. Unglaublich! Das ausgewachsene Tier ist riesig. Er dürfte wohl 300 kg auf die Waage bringen. Nur ca. zehn Meter trennen mich von diesem gigantischen Wesen.
Obwohl ich voll fokussiert und aufmerksam gelauscht hatte,
überraschte mich sein Erscheinen. Ich hätte gedacht, dass sich die Ankunft des Bären doch bestimmt durch ein Rascheln im Laub oder das Knacken der am Boden liegenden Ästen ankündigen würde - aber Fehlanzeige! Der Bär war auf einmal da – wie ein Geist.
Ich war überglücklich und dachte es könnten keine besseren Bilder entstehen. Doch dann brach der letzte Tag meiner Reise an.
An einem anderen Ansitz kam schon am frühen Nachmittag eine Bärenmutter mit zwei ca. vier Monate alten Jungen vorbei. Welch ein Segen, dass ich das erleben durfte!
Die Mutter suchte auf dem Waldboden fleißig nach Futter. Die Jungtiere wichen ihr nicht von der Seite. Nach einer halben Stunde tauchte ein anderer Bär auf. Er dürfte ca. drei Jahre alt gewesen sein. Dies duldete die Mutter nicht und stieß einen Warnruf aus. Ihre Jungtiere huschten wie der Blitz auf den nächsten Baum. Danach griff die Mutter den anderen Bären sofort an. Dieser hatte keine Chance und flüchtete. Nach zehn Minuten kletterten die Jungbären wieder herunter und liefen mit vollem Tempo direkt zu ihrer Mutter.
Über unseren Nature Explorer:
Andreas Hütten
wurde 1988 in Nordhorn (Niedersachsen, Deutschland) geboren. Seit 2007 fotografiert er die Schönheit der Natur und Tierwelt. Dafür reist er quer durch Europa. Seit einigen Jahren ist er Referenzfotograf der Firma Tamron. Außerdem ist Andreas Teil des SWAROVSKI OPTIK Nature Explorer Teams. Das CL Companion Fernglas begleitet ihn auf seinen Abenteuern.
Nähere Infos auf seiner Homepage:
www.naturfotografie-huetten.de
oder auf Instagram.
© Andreas Hütten Photography