Über
BirdLife International
BirdLife International verbindet vereint und koordiniert als eine der größten Naturschutzorganisationen der Welt die Arbeit nationaler Einrichtungen in über 100 Ländern. BirdLife dankt SWAROVSKI OPTIK für die kontinuierliche Unterstützung seines Programms „Preventing Extinctions“. Darüber hinaus unterstutzt SWAROVSKI OPTIK als langfristiger Species Champion seit 2008 den Steppenkiebitz und seit 2013 den Kanadawaldsänger.
Erfahren Sie mehr unter www.birdlife.org
DIE BIODIVERSITÄT UMFASST DIE WUNDERBARE VIELFALT DER LEBEWESEN DER ERDE. ABER BIODIVERSITÄT IST NICHT NUR ETWAS INTERESSANTES, DAS SCHÖN ANZUSCHAUEN IST. SIE IST VIELMEHR UNTRENNBAR MIT DER MENSCHLICHEN EXISTENZ VERKNÜPFT UND FÜR UNSERE GESUNDHEIT UNERLÄSSLICH – WESHALB DER ZUGANG ZU IHR EIN MENSCHENRECHT SEIN SOLLTE.
Wo ein Wille...
...da ein Weg – so lautet das Sprichwort. Die internationale Reaktion auf die COVID-19-Pandemie verlief zunächst schleppend, dann wurde Geschichte geschrieben: Fabriken kamen zum Stillstand. Die sonst so geschäftigen Hauptstraßen verfielen in eine Art Winterschlaf. Die Hälfte der Weltbevölkerung unterlag einer Ausgangssperre. Es handelte sich um erschütternde, beispiellose Maßnahmen, die uns alle dazu anspornen sollten, neu darüber nachzudenken, was möglich ist und was nicht, wenn wir die großen Probleme unserer Zeit angehen, die lange als unlösbar galten.
Es wird zwar nicht viel darüber berichtet, und doch zeichnet sich am Horizont eine weitere Krise ab: eine Krise, die uns alle zu zerreißen droht, wenn wir jetzt nicht damit anfangen, etwas dagegen zu unternehmen.
Zu den Gründen kommen wir gleich. Aber zuerst wollen wir genau klären, was wir unter „Biodiversität“ oder Artenvielfalt verstehen. Dieser Begriff ist mehr als eine Verkürzung des Begriffs „biologische Vielfalt“ und umfasst die Gesamtheit dessen, was wir als natürliche Welt kennen, einschließlich der Milliarden von Arten auf der Erde. Er beschreibt auch die fein ausbalancierten Interaktionen zwischen den Arten, die sich im Laufe der Zeit so entwickelt haben, dass sie miteinander koexistieren können.
Die seltsame, wunderbare und großzügige Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten ist in Gefahr. Wir erleben derzeit ein sechstes Massenaussterben: das anthropozäne Aussterben, das einzige derartige Ereignis verursacht durch eine lebende Spezies – den Menschen. Ob durch intensive Landwirtschaft, übermäßigen Konsum oder Umweltverschmutzung, unsere Aktivitäten haben auf jeder Landmasse und in jedem Ozean zum Aussterben geführt – oft schon bevor wir überhaupt die Chance hatten, die Art zu entdecken. Insgesamt hat der menschliche Einfluss zu einer Aussterberate geführt, die 100- bis 1.000-mal so hoch ist, wie normalerweise zu erwarten wäre. Die Statistiken, die dies untermauern, sind aussagekräftig und besorgniserregend: Seit 1970 hat sich die Zahl der Tiere auf der Erde halbiert. Der jüngste IPBES-Bericht weist darauf hin, dass bis zu einer Million Arten Gefahr laufen, für immer zu verschwinden, wenn wir unsere schädlichen Gewohnheiten nicht ändern und zu einer nachhaltigeren Lebensweise übergehen. Dies würde jedoch ein Maß an internationaler Zusammenarbeit erfordern, das (bis vor Kurzem) noch für unmöglich gehalten wurde.
Die Antwort scheint auf einer oberflächlichen Ebene offensichtlich: COVID-19 stellte eine sehr unmittelbare Bedrohung für die Menschheit dar, während der Verlust einer Wiese oder einer Froschart dies nicht tut. Aber diese Denkweise macht nur deutlich, wie sehr wir Menschen uns von der Natur entfernt haben. {MQ}Diese Trennung kann es schwer machen, die Zusammenhänge zu verstehen und zu erkennen, wie das Schicksal anderer Arten mit dem unseren verflochten ist.
BirdLife International
als globale Vogelschutzorganisation
erhalten wir von den Menschen außerhalb der Vogelschutzblase manchmal das Feedback, dass Naturschutz eine egoistische menschliche Einbildung sei; dass die Rettung der Rosentaube auf einer abgelegenen Insel keinen anderen Zweck habe, als Vogelbeobachtern einen hübschen Anblick zu verschaffen. Dieser Art des Denkens muss argumentativ begegnet werden.
16 % der menschlichen Todesfälle weltweit sind die Folge von Umweltschäden
Das sind über neun Millionen pro Jahr. Allein die Umweltverschmutzung ist weltweit für dreimal so viele Todesfälle verantwortlich wie AIDS, Tuberkulose und Malaria zusammen. Und für 15-mal so viele wie Krieg und Gewalt. Wir sind Menschen, ja, aber wir sind auch Tiere. Kurz gesagt, wir sind die Biodiversität, und die Artenvielfalt sind wir. Wir sind für unseren Lebensunterhalt und unsere geistige Gesundheit von der Natur abhängig. Unser mangelhafter Umgang mit dem Planeten bringt uns um. Er tötet Millionen von uns. Nicht in Zukunft, sondern jetzt. Und obwohl die Natur während der COVID-Ausgangssperre eine kurze Verschnaufpause bekommen hat, warnt die UNO immer noch davor, dass wir nur noch 10 Jahre Zeit haben, um zu handeln, bevor wir unserer natürlichen Welt irreversiblen Schaden zufügen. Aber genau darin unterscheiden wir uns von anderen Aussterbeereignissen. Ein Meteor kann seinen Kurs nicht ändern – aber wir können es.
Das ist der Denkprozess hinter der jüngsten und ehrgeizigsten Kampagne von BirdLife International. In einer Petition an die Vereinten Nationen wird gefordert, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zu ändern (es wäre die erste Änderung seit der Entstehung des Dokuments kurz nach dem Zweiten Weltkrieg): den Zugang zu einer gesunden natürlichen Umwelt zu einem universellen Menschenrecht zu machen.
Das soll kein Publicity-Gag oder eine symbolische Geste sein. Vielmehr glauben wir, dass wir genau an dieser obersten Stelle ansetzen müssen, um die Regierungen der Welt für den Ernst der Lage zu sensibilisieren. Sobald ein Menschenrecht im Rahmen der UNO ratifiziert wird, ist es ein mächtiger Motor für internationales Handeln, der die Länder dazu zwingt, ihre Umweltgesetze zu verschärfen. Dies würde auch Ressourcen freisetzen, um Entwicklungsländern zu helfen, die oft am stärksten von den Umweltschäden betroffen sind, sei es durch Dürren, Waldbrände oder den Anstieg des Meeresspiegels.
Große Probleme erfordern große Lösungen. Was einst unmöglich schien, ist heute machbar. Die Anerkennung durch die UNO zu erreichen, wäre ein gewaltiger Sprung nach vorn, vor allem wenn man sich vor Augen führt, dass wir gerade die Fäden jenes Lebensnetzes zerreißen, das diesen unseren Planeten zusammenhält. Es würde nicht nur die Millionen Arten auf jedem Kontinent und in jedem Ozean retten, die durch unsere nicht nachhaltige Lebensweise bedroht sind, sondern auch unsere Verbindung mit der Natur wiederherstellen und die Lebensqualität von Millionen Menschen verbessern. Denn wie wir wissen: Wo ein Wille ist, ...